Raum, den wir haben

„In Zeiten der Finsternis“, Konzert und Lesung bei „Kunst & Diskurs“ am 31. Juli 2022 in Lübars

Taras Schewtschenko, Kateryna Olia; 1842

Am Sonntag Nachmittag kam der Krieg ins idyllische Lübars. Aber nein. Er war ja schon längst da. Seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine ist er allgegenwärtig, in den Medien, in den Häusern, in den Köpfen. Gestern übernahmen wir nur ein wenig mehr die Initiative, indem wir uns die „Zeiten der Finsternis“ etwas genauer anschauten, genauer – und allgemeiner zugleich. Denn vom Ukrainekrieg dieser Tage wussten weder die Komponisten der Klavierstücke, die zu hören waren, noch ich, als ich vor rund zehn Jahren „Salvatore“ schrieb. Den Krieg aber kannten wir alle, die sich um den Konzertflügel versammelt hatten, natürlich auf die eine oder andere Weise, wohl nicht als Teilnehmende, aber als Betroffene, wie auch immer. Die Reihe „Kunst und Diskurs“ von Annette Weweler belässt es dankenswerterweise nicht beim „Kunstgenuss“, sondern lädt anschließend zur Diskussion. Natalia Nikolaeva, die eine erstaunliche Auswahl von Klavierstücken präsentierte – und ebenso erstaunlich spielte – und ich mit den fünf „Soldatenkapiteln“ aus dem Salvatore-Roman mussten uns nach der Konzert-Lesung erst mal sammeln und Luft schöpfen, aber die Zuhörenden waren, wie wir dann bemerkten, kaum weniger mitgenommen. Das Thema, der Blick in finstere Abgründe, die jeder Krieg mit sich bringt, hatte alle angefasst, die zur Diskussion geblieben waren.

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Lesung in Moabit

Ich habe Jörg Sader bei Veranstaltungen des Autorenkreises der Bundesrepublik kennengelernt, dem er seit Langem vorsitzt. Diesem Verein und seinen Kooperationspartnern, oft die Deutsche Gesellschaft, ist immer an politischem, genauer, demokratisch-republikanischem Engagement gelegen, an der Diskussion aktueller und historischer Fragen der deutschen Politik und Kultur. Zum ersten Mal nun treffen wir auch „einfach nur“ als Autoren zusammen, verstärkt durch unseren Kollegen Axel Barner. Darauf bin ich sehr gespannt und darf versichern, dass Sie es auch sein sollten! Markieren Sie sich also den Termin im Kalender, eine wunderschöne location im attraktivsten Teil von Moabit gibt es außerdem dazu.

Was der Präsident wünscht

DSCF1099Ein Auszug aus „Warum der stille Salvatore eine Rede hielt“. Lesen Sie es ruhig als Kommentar zum wachsenden Nationalismus in Europa. Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Ereignissen und Personen sind natürlich vollkommen zufällig und unbeabsichtigt.

Die Unabhängigkeitserklärung des Staates Bovnik, die gemeinhin als Grund für den Krieg mit dem einstigen Mutterland Thunak angesehen wurde, war eigentlich gar nicht der Grund, nicht einmal der Anlass, sondern eine Folge des Kriegsausbruchs. Wie es dazu kam, und in welcher ursächlichen Reihenfolge, darüber gab es vom ersten Moment an unterschiedliche, ja völlig unvereinbare Auffassungen, je nachdem, welche Seite sich dazu äußerte – schließlich befand man sich ja nach Beginn des Krieges eindeutig in verfeindeten Positionen. Unbeteiligte Instanzen wie die Vereinten Nationen oder einige Nachbarländer, die alle von der Entwicklung überrascht worden waren, versuchten, wenn sie einigermaßen bei Trost waren, erst gar nicht, das Gewirr von Gerüchten, Fehlinformationen, Lügen und Beweisen zu ordnen. Diejenigen, die es dennoch taten und die eine oder die andere Version der Geschehnisse favorisierten, machten sich damit entweder Bovnik oder Thunak zum Feind, wurden von der Regierung des einen oder des anderen Kleinstaates mit den absurdesten Beleidigungen überschüttet, ihre Staatsangehörigen mussten das jeweilige Land sofort verlassen und alle Beziehungen wurden abgebrochen. Glücklicherweise stellten sich nur wenige Staatsregierungen so abgrundtief dumm an. Weiterlesen

Interview bei BoD: Selfpublishing und Literaturfonds

blogbodfingerprint, der Blog des Selfpublishing-Anbieters Books on Demand, hat ein Interview mit mir gemacht. Schwerpunkt: Förderung mit einem Stipendium durch den Deutschen Literaturfonds, und „trotzdem“ Selfpublishing für „Salvatore“ – Wie das?

Aber auch Aktuelles wird Thema, wie die nur noch wenige Tage laufende Bewerbungsfrist für die lovelybooks-Leserunde zu „Salvatore“. Also: SCHNELL BEWERBEN, um eines der 15 kostenlosen Leseexemplare zu bekommen und mitlesen und -diskutieren zu können!

Vom Krieg und von der Liebe (short version)

Ab 24.09. als Paperback & eBook

Mein neuer Roman ist bald im Handel. (Kaufen Sie ihn!) Die Basics zum Roman und seiner Entstehung (Zur LONG VERSION des Beitrags.):

  • Der Krieg ist ein „frozen conflict“ der extravaganten Sorte.
  • Die Liebe trifft einen schweigsamen Eigenbrötler und eine Widerstandskämpferin.
  • Mein Entwurf erhielt ein Stipendium des Deutschen Literaturfonds.
  • Als das Manuskript fertig war, löste sich mein bisheriger Verlag auf.
  • Agenturen sagten über das Manuskript Dinge wie: „… sprachlich und dramaturgisch über jeden Zweifel erhaben und zudem mit einem großartigen Humor durchsetzt“ und „… entwickelt einen enormen Sog.“

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Vom Krieg und von der Liebe (long version)

Ab 24. 9. als E-Book und Paperback

Mein neuer Roman ist bald da. (Kaufen Sie ihn!) Schon bei seiner Entstehung erhielt er eine besondere Auszeichnung. Weshalb er trotzdem per „self-publishing“ und nicht in einem Verlag herauskommt? Ich bin Schriftsteller, also erzähle ich’s Ihnen:

Noch bevor mein Debütroman „Familie Fisch macht Urlaub“ in einem kleinen Münchner Verlag erschien, dachte ich über das nächste Projekt nach. Da ich nicht zu den Autoren gehöre, die in einem Jahr drei Romane schreiben, sondern eher umgekehrt, ist das keine unbedeutende Frage. Mehrere Ideen hatte ich vorgemerkt. Ich wählte die Geschichte eines Einzelgängers, der mitten im Krieg berühmt wird und sich verliebt. Der Krieg, um den es geht, ist ein „frozen conflict“ der extravaganten Sorte. Schauplatz ist ein fiktives Land voller Fanatiker, das Setting etwas retro und etwas utopisch, der Ton ebenso satirisch wie ernst. Weiterlesen

Mein neuer Roman erscheint am 24. September

eine Groteske über den Krieg, ein Thriller, eine Liebesgeschichte. Ihr Held ist ein Simplicissimus auf dem Motorroller.

Paperback und eBook erhältlich ab 24. September


„Gestatten Sie?“, fragte er, und als sie nichts als ein weiteres Blinzeln zustande brachte, setzte er sich neben sie auf die feuchte, schwer versehrte Wiese. Er schaute sie eine Weile aufmerksam an, sie sah von seinem Gesicht nur den Ausschnitt, den seine Tauchkapuze offen ließ, wie in einem ovalen Bilderrahmen, der viel zu klein war für das Foto darin. Dann fielen ihr die Augen zu. Ihr Kopf sank auf ihre Arme, die sie um ihre Knie geschlungen hatte, sie kippte schlafend zur Seite, aber nur ein wenig, denn dort saß Salvatore, der sie stützte. So saßen sie, bis Vera irgendwann erwachte, und noch immer war kein Reporter zu sehen.
„Hab ich etwa geschlafen?“
„Ja.“
„Wie lange?“
„Es ist jetzt Nachmittag.“
„Warum bist du hiergeblieben?“
„Du weißt, wer ich bin, oder?“
„Du bist der Irre, dem ganz Bovnik hinterherrennt.“
„Und du hast nicht ein einziges Mal gelächelt.“
„Und das verletzt deinen Stolz.“
„Magst du mit mir einen Ausflug auf meinem Motorroller machen?“
„Wir müssen aber um acht wieder zurück sein.“
„Wir sind um acht wieder zurück.“


Bald mehr an dieser Stelle. Bleiben Sie am Ball: Abonnieren Sie diesen Blog oder liken Sie: facebook